Ich könnte ja eine Sammlung beginnen, wenn es nicht ein so furchtbar langweiliges Sammelobjekt wäre. Die Rede ist von diesen schmalen roten Pappkartons, mit dem großen beruhigenden Lettern „ok“ quer neben der Aufschrift, die über ihre Identität Auskunft gibt: „Die Handy−Reparaturbox von Vodafone.“ Mittlerweile habe ich drei davon.
Einer ist schon älter, den habe ich mal bekommen, als ich mein zweites Nokia E60, dessen kleiner Joystick stark abgenutzt war und das zudem nach einem Sturz unschöne Kratzer hatte, gegen das dritte Gerät ausgetauscht habe. Natürlich nicht wegen des Sticks oder der Kratzer. Ursprünglich wollte ich den Stick als Ersatzteil erwerben, aber die Auskunft war eindeutig: das könne man nicht bestellen, es gäbe nur einen neuen, wenn das Gerät komplett aufgearbeitet wird, wenn man also einen Austausch veranlasst.
Ich hatte beim Experimentieren mit dem ersten Gerät einen Weg gefunden, wie man das Betriebssystem grillt, was zu einer Fehlermeldung führte, die das Personal im Vodafone−Shop überfordert und zum Austausch bewegt hat. Das ist mir dann versehentlich nach ein paar Monaten mit dem zweiten Gerät auch passiert. Ein Anruf beim Business−Team, Vorlesen der Fehlermeldung, und am nächsten Tag kam der Lieferservice mit dem neuen Gerät. Das alte habe ich dann im Shop abgegeben, nach Neuaufspielen der Software und mit neuem Stick versieht es jetzt sicher irgendwoanders treue Dienste. Damals war ich sehr zufrieden mit dem Service. Das kann ich aber heute nicht mehr behaupten. Der Austauschservice von Vodafone liefert einen Schrott aus, dass es nicht zu glauben ist!
Das HTC Touch, das ich von der Firma erhalten habe, löst schon immer zwiespältige Gefühle in mir aus. Es ist hübsch. Es ist schlank. Es ist leicht. Aber neben der viel zu kurzen Standby−Zeit mit einer Akkuladung hat es nicht nur keine Tasten (was für meinen Vielschreiber wie mich wirklich unschön ist), es hat auch einen Touchscreen mit einer sehr unangenehmen Eigenschaft: er schaltet nicht ab, wenn man ein Gespräch annimmt und das Telefon ans Ohr hält. Wenn man nicht daran denkt, nach dem Wählen oder nach dem Abnehmen zuerst ca. zwei Sekunden auf den Ausschalter zu drücken, dann stellt man mit der Ohrmuschel die verschiedensten Dinge während des Telefonats an. Backups der Daten sind unverzichtbar, weil der Dateimanager erreichbar ist, und ein abruptes Ende nimmt das Gespräch regelmäßig dann, wenn man versehentlich den Flugmodus aktiviert.
Man gewöhnt sich jedoch an alles, und so habe ich mich an mein kleines Telefon auch gewöhnt. Doch mit der Zeit haben sich die Ecken des Touchscreens verabschiedet. Vor allem oben rechts, nicht ganz so stark oben links. Da die rechte obere Ecke aber für das Schließen nahezu aller Programme unabdingbar ist, habe ich dies der Kollegin gemeldet, die unseren Vertrag mit Vodafone betreut. Kein Problem, man würde das sofort austauschen.
Tatsächlich habe ich einen Tag danach schon den Anruf bekommen, ich solle zum Empfang kommen, mein Telefon würde getauscht. Gesagt, getan. Nach dem Ärger darüber, daß ich mein Backup nicht mehr benutzen konnte, weil nach dem Restore das Telefon ein Kennwort verlangt, welches jedoch nicht dem auf dem alten Gerät gesetzten entspricht (und es nach vier Versuchen verlangt, dass zunächst „a1b2c3d4“ eingegeben wird − angesichts der nur für einen Sekundenbruchteil eingeblendeten und später ganz versteckten Tastatur ein unmögliches Unterfangen), folgte die Ernüchterung beim ersten Telefonat. Das ganze Einrichten meiner Software umsonst, ein erneuter Tausch war nötig: das Telefon war so leise und blechern, als habe man den Lautsprecher falsch herum eingebaut und würde die Rückseite des Akkus beschallen.
Aber kein Problem, ich faxte also den Lieferschein an die Kollegin, und diese sorgte dafür, dass am nächsten Tag ein zweiter Austausch stattfand. Nach einem Probetelefonat installierte ich erneut meine Software. Alles sah gut aus, bis ich zur Mittagspause das Gerät vom USB−Kabel zog: „Um Datenverlust zu vermeiden, sollten Sie unverzüglich aufladen.“ Bitte was? Es war doch die ganze Zeit eingestöpselt (das USB−Kabel dient ebenfalls als Ladekabel), wie kann es dann leer sein?
Rasch ließ ich alle Hoffnung fahren, weil auch der Versuch, mit dem normalen Ladegerät zumindest eine minimale Ladung hinzubekommen, bald darauf fehlschlug. Nach einem Gerät, mit dem man nicht telefonieren konnte, habe ich nun also eines, welches nicht aufgeladen werden kann. Ich habe dann vom Festnetz aus das Business−Team angerufen. Die Dame war sehr freundlich, und ihre Aussage „einen Versuch müssen Sie uns allerdings noch gewähren“ ist selbstverständlich richtig. Ich kann ja sowieso nicht vom Vertrag zurücktreten. Höchstens vielleicht ein anderes Handy erbitten, wenn man mir zum dritten Mal Schrott liefert. Da die Kollegin freitags nicht arbeitet, und ohne das Kundenkennwort auch das Business−Team von Vodafone leider nichts tun kann, war klar: vor Dienstag kann ich nicht mit Ersatz rechnen. Einzig ein Leihgerät konnte sie mir besorgen. Das werde ich dann heute zurückbringen, nachdem ich mein altes E60 wieder aufgeladen und in Betrieb genommen habe.
Was lernen wir daraus: nur weil man deutlich sichtbar „ok“ auf einen Karton druckt, ist der Inhalt keineswegs brauchbar. Und auch die Aufkleber, die auf den Plastiktüten im Inneren des Kartons prangten („Endkontrolle“ / „Final Check 3“ und „Qualitätskontrolle durchgeführt. Prüfplatz Nr.07“ auf dem einen, „Qualitätskontrolle: i.O.“ / „Fertig repariert“ und „Qualitätskontrolle durchgeführt. Prüfplatz Nr.12“ auf dem anderen), waren Ihre Tinte nicht wert. Wenn man schon seinen Kunden die Altgeräte anderer Kunden aufdrückt, sollte man wirklich sichergehen, dass sie korrekt repariert wurden.
Ich frage mich, wie sich Vodafone einen solchen Umgang mit Geschäftskunden leisten kann. Ich denke, wenn hier auf dem flachen Land in Südniedersachsen der Empfang im D1−Netz nicht so schlecht wäre, hätten wir längst zu T−Mobile gewechselt. Und sei es nur, damit die Consultants ein schickes iPhone bekommen können. So aber warte ich nun auf meine vierte Handy−Reparaturbox von Vodafone. Hoffentlich bleibt dies auch die letzte − zumindest für dieses Jahr.