Nun hab ich mir so ein neumodisches Zeugs auch mal installiert. Nachdem verschiedene CMS schon richtig ausgereift sind und man dann ja eh eine Datenbank laufen hat, wenn man sowas einsetzt, warum nicht auch ein Blog, um meine seit einigen Monaten verschwundene private Website wieder ins Netz zu stellen.
Fangen wir gleich mal mit Klagen zum Gesundheitswesen an, das liegt ja im Trend. Wobei das nur schlimmer werden kann, wenn keiner dieses befreite Dokument zum Anlaß nimmt, ein wahnwitziges Prestigeobjekt rechtzeitig zu stoppen. Fefe hat sich die Zahlen zur „Gesundheitskarte“ genauer angesehen. Aber eigentlich geht es heute um eine typische Krankheit von Grafikern, Webdesignern, Hackern, Alkoholikern und anderen schrägen Gestalten.
Ich gebe es zu, ich bin selbst schuld an meinem augenblicklichen Zustand. Als selbständiger IT−Dienstleister gewöhnt man sich leicht Arbeitszeiten an, die anderen Menschen reichlich bescheuert vorkommen müssen. So kommt es dann, daß man auch nachts noch vor einer Tastatur sitzt und am Mailserver schraubt. Manchmal endet das dann mit einer Sabberspur auf dem Schreibtisch und den Abdrücken der Tastatur auf der Stirn, das kann man auch auf dem jährlichen Chaos Communication Congress immer wieder beobachten. Mir passiert sowas zum Glück eher selten, doch vor ziemlich genau einem Monat bin ich in einer solchen Situation aufgewacht, hab festgestellt, daß ich völlig verkrampft auf meinem linken Arm liege und daß der mittlerweile ziemlich wehtut.
Daß die Hand „eingeschlafen“ war, das war ja noch nicht ungewöhnlich. Daß sie eiskalt war schon eher, aber kein Grund zur Besorgnis. Nur als zwei Tage später noch immer kein Gefühl auf dem Handrücken und sämtlichen Fingern zurückgekehrt war, nur der Daumen sich noch etwas bewegen ließ, da hab ich angefangen, mir Sorgen zu machen.
Nach vier Tagen war ich dann beim Hausarzt. Der freundliche Spott der Mitarbeiter des Unternehmens, über dessen Tastatur ich da eingepennt war, war eine Sache, die mitleidigen Blicke für den „armen Behinderten“ bei völligem Fehlen der Bereitschaft, mal zuzugreifen, wenn ich beim Einkaufen entsprechend hilflos war, war da schon nerviger. Der Geschwindigkeitsverlust bei der Arbeit, der mich auch jetzt im Drei−Finger−System (der rechten Hand) tippen läßt, war natürlich der unangenehmste Teil.
Mein Hausarzt hat mir gleich Mut gemacht: „Ach, das ist eine erworbene Fallhand … wie war das gleich, er fiel vom Rad – Nervus radialis, genau! Das geht weg, in drei bis sechs Monaten ist alles wie vorher. Inzwischen kann ich sie ja erstmal krankschreiben … wie jetzt, Sie sind selbständig, nicht in der Berufsgenossenschaft und haben keine Krankentagegeldversicherung? Also wirklich, Sie sind ja total leichtsinnig … das können Sie nur mit Ihrem Alter entschuldigen, ich war ja früher auch mal jung und naiv. Nee, sowas hätten Sie nun wirklich nicht riskieren dürfen, nehmen Sie diesen Rat an. Aber na gut, dann können wir uns das Krankschreiben ja sparen, ich kann Sie ja eh nicht vom Arbeiten abhalten.“
Er hat ja recht, nur ist das nicht hilfreich. Hilfreich dagegen sein Versuch, mir einen Termin beim Neurologen zu verschaffen … dem gegenüber er das Wort „Fallhand“ nicht benutzt hat, weil ich sonst wohl keinen Termin bekommen hätte, sondern nur von „Sensibilitätsstörungen an der linken Hand“ gesprochen hat. Echter Einsatz, der angebotene Termin war auch lediglich sechseinhalb Wochen später! Nach einem kleineren Aufstand wurde mir dann immerhin ein Termin nach nur(!) vier Wochen gegeben.
Dort dann ein Neurologe, der meinte, er hätte mir ja gar keinen Termin gegeben bloß wegen einer Radialisparese, aber da es jetzt ja schon seit vier Wochen nahezu keine Besserung gegeben habe, sei es wohl gut, daß ich doch da wäre – ach nee, ich möchte nicht wissen, wieviele Menschen wegen sowas dann mal zehn oder mehr Wochen warten müssen, bis sich doch mal ein Neurologe erbarmt, sie zu untersuchen.
In seiner Hilflosigkeit hat er mir dann zehn Behandlungen Krankengymnastik aufgeschrieben und eine Computertomographie zur Abklärung, ob noch irgendwas auf den Nervus radialis drückt. Nach einer Stunde Diskussion und Hin− und Herlaufen waren sich Arzt und Rehazentrum schließlich auch einig, daß die Behandlung nicht zur Diagnose paßt. Mit dem dritten Rezept waren dann beide passend abgeändert und ich darf zehnmal zwanzig Minuten lang darauf hoffen, daß die Maßnahmen den Nerv aufwecken und eine Versteifung der Handwurzel durch Bewegungsmangel verhindern.
Heute dann, eine Woche später, nach der ersten KG, wurde ich ein bißchen gegrillt, in der weißen CT−Röhre, und hatte es dort mit einer Arzthelferin zu tun, deren Kompetenz vielleicht noch zum Kaffeekochen reicht. Ich hab ja eigentlich nichts gegen dumme Menschen. Solange Sie die Klappe halten und ich nicht von Ihnen abhängig bin. Aber die …
Auf meine Frage, ob ich denn metallene Gegenstände ablegen solle, sagte sie mir, das wäre unnötig. Auch auf ungläubige Nachfrage meinerseits. Einmal in die Röhre geschoben, nach der Anweisung „Ausatmen … einatmen … nicht atmen … weiteratmen!“ fuhr sie mich wieder in die Ausgangsstellung zurück: „Ihr Metallreißverschluß am Pullover stört.“ „Ich hatte doch extra gefragt, ob ich das Metall ablegen soll.“ „Ja, aber doch nur Metall im Untersuchungsgebiet!“
Hätte sie das gleich so gesagt, hätte ich meinen Pullover natürlich ausgezogen. Aber nein, Sie wußte ja ohne genau hinzusehen sofort, daß kein Metall im Untersuchungsgebiet sein würde – Sie hat nichtmal verstanden, wieso mich das geärgert hat. Dabei wäre eine Übersichtsaufnahme unterblieben. Sicher ist das nur eine geringe Strahlendosis im Vergleich zur Untersuchung selbst, aber alle vermeidbare Belastungen müssen laut Strahlenschutzverordnung unterbleiben.
Weiter ging es mit einer absolut unmöglichen Lagerung auf der fahrbaren Liege. Ich mußte mich mit dem Oberkörper auf die rechte Kante legen, mein Nacken hat sich verkrampt, und mein linker Arm lag eng am Körper an, während die Aufnahmen gemacht wurden. Mit dem Ergebnis, daß auf einem Drittel oder mehr der Schichtausdrucke außer dem Arm auch Rippen und Lungengewebe im Untersuchungsbereich waren. Nun frage ich mich, ob es so viel Aufwand ist, den Patienten z.B. mittels eines Kissens so zu lagern, daß der Arm Abstand vom Körper hat und die Belastung eines empfindlichen Organs wie der Lunge durch unnötige Röntgenaufnahmen vermieden werden kann.
Im Übrigen wurde mir auch keinerlei Schutz für den Genitalbereich angeboten, ich kann nur hoffen, daß ich keine Streustrahlung abbekommen habe – gut für mein Erbmaterial wäre das sicher nicht. Großes Vertrauen in die Sicherheit dieses Vorgangs habe ich da angesichts der völlig unnötigen Lungenbestrahlung jedenfalls nicht mehr. Neue Erkenntnisse hat die Aktion auch nicht gebracht.
Die kassenärztliche Vereinigung hab ich heute mal um Stellungnahme gebeten, inwieweit man sowas als Patient einfach als normal hinzunehmen hat, bzw. inwieweit hier ein einzelner Arzt nicht die nötige Sorgfalt walten läßt, was den Umgang mit Röntgen− und Nuklearmedizin und die Schulung des Personals angeht. Mal sehen, ob ich der einzige bleibe, dem dieser Arztbesuch um halb acht die Laune vermiest hat, oder ob ich meinen Ärger noch weiterreichen kann …
Die Krankengymnastin gestern war dagegen übrigens ein echter Lichtblick, ich freue mich schon auf meinen Termin morgen und stehe dafür auch gerne früh auf. Weil mir das wenigstens die Hoffnung gibt, vielleicht zu helfen.
Jetzt muß ich den ersten Eintrag beenden, meine schlaff herabhängende linke Hand tut weh vom Einsatz des Zeigefingers, der gelegentlich aus mittlerer Höhe auf eine Taste der linken Keyboardhälfte fällt, und die rechte ist durch die Bedienung von ⁴∕₅ der Tastatur ebenfalls total geschafft. Zeit für eine Schreibpause und Stöbern in den anderen Blogs, wo ich sowas doch jetzt auch ausprobiere. Einen Titel hierfür kann ich mir in der Zwischenzeit ja auch mal überlegen.